Von unrealistischen Träumen verabschieden
Der Stiftung darf man keine Ausreden liefern
Was von Beginn an eine Schnapsidee war, sollte nun endlich endgültig begraben werden: Nämlich die Illusion, im Badehaus 3 ein Kulturzentrum u.a. mit Stadtbibliothek und sündhaft teurem Stadttheater einzurichten. Vor inzwischen ca. 4 Jahren fasste die Stadtverordnetenversammlung mit den Stimmen der CDU, der Grünen und der SPD (jetzige Kenia-Koalition) sowie der FDP gegen die Stimmen der Freien Wähler den Entschluss, das Badehaus 3 in ein Kulturzentrum umzuwandeln. Inzwischen ist viel Wasser die Usa hinabgeflossen, während dessen sich die Bedingungen für den extrem teuren Umbau weiterhin massiv verschlechtert haben.
Zum einen sind inzwischen von der Stadt erhebliche Investitionen (über eine halbe Million Euro) in die Einrichtung einer sogen. „Übergangs“-Spielstätte in der Trinkkuranlage investiert worden. Diese hat sich inzwischen mit ihren vielfältigen Möglichkeiten (großer und kleiner Saal, zusätzl. Veranstaltungsraum an der Konzertmuschel und diese selbst, Bistro Jost, etc.) als ideale Dauerlösung erwiesen. Darüber hinaus ist auch viel Geld in die Renovierung der Stadtbibliothek am alten Standort geflossen und niemand der Nutzer möchte die Bibliothek in diesem Schmuckstück heute missen.
Zum anderen hat sich bei der Sanierung der Badehäuser 2 und 5 drastisch gezeigt, dass unerwartete bauliche Probleme und Auflagen des Denkmalsschutzes die Kosten unplanbar in ungeahnte Höhen getrieben haben und dies gleichermaßen für den notwendigen Umbau für den Einzug der Stadtbibliothek ins BH 3 und die Errichtung eines Stadttheaters an Stelle des Behälterbaus zwischen BH 3 und 4 zu erwarten ist. Außerdem sind die vor 4 Jahren genannten Kosten von über 3 Mio. Euro allein für das neue Stadttheater angesichts der bis heute bereits eingetretenen Baupreiserhöhungen eine reine Illusion. Zumal die städtische Verschuldung inzwischen stramm in Richtung 90 Millionen Euro marschiert. So tauchen dann auch finanzielle Mittel für den Bau eines neuen Stadttheaters in den Entwürfen für die Haushalte der nächsten Jahre gar nicht erst auf.
Zeit also, sich schleunigst von der Irrsinnsplanung zu verabschieden.
Leider jedoch hat das Stadtparlament im Juni vergangenen Jahres einen entsprechenden Antrag der Freien Wähler auf Aufhebung des Beschlusses mit den Stimmen der Kenia-Koalition und der FDP abgelehnt.
Mit der dürftigen und an den Haaren herbeigezogenen Begründung der CDU: Da werde kalter Kaffee aufgewärmt, man müsse erst die Vorlage eines genauen inhaltlichen und wirtschaftlichen Konzepts abwarten und im übrigen hätten in den letzten Jahren andere Prioritäten den Vorrang gehabt!
Ernster zu nehmen war da schon das Argument der FDP, dass durch das Kulturzentrum der Sprudelhof insgesamt belebt werden solle.
Von den Bürgervertretern der Grünen/Bündnis90 und der SPD mochte sich indes keiner an der Debatte zu diesem wichtigen Thema beteiligen, aber alle lehnten den Antrag der FW dann kommentarlos ab: Kenia-Koalitionsdisziplin, Ignoranz, Bedenken, diese heiße Kartoffel anzupacken, oder schlicht und einfach keine Argumente !?
Erster Stadtrat Peter Krank goss indes unmittelbar viel ungenießbares Wasser in den träumerischen Wein, indem er allein schon die Machbarkeit der Verlegung der Bibliothek ins BH 3 in Frage stellte: Die Schaffung der für das Gewicht der Bücher erforderlichen Statik sei auf der Grundlage der der in den BH 3 und 5 gemachten Erkenntnisse und Erfahrungen mit unübersehbaren Risiken und Kosten verbunden. Dankenswerterweise verzögert Herr Krank seit Jahren den ihm seinerzeit von der SVV erteilten Auftrag, eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für das unsinnige Kulturzentrum vorzulegen und investiert stattdessen erhebliche Summen in die Trinkkuranlage als Kulturzentrum. Selbst von den stärksten Verfechtern des Neubaus eines Stadttheaters, dem Vorstand des TAF, hört man inzwischen keine Vorbehalte mehr hinsichtlich der dauerhaften Nutzung der Trinkkuranlage als städtische Spielstätte.
Das von den Freien Wählern angestrebte Jugendstilzentrum mit ganztägiger attraktiver Gastronomie in dem einmaligen Ambiente des Empfangssaales hingegen wird für die notwendige und mit Recht geforderte ganztägige Belebung des Sprudelhofs sorgen. Als attraktives Ziel für die zahlreichen Touristen, die Bad Nauheim eben wegen des einmaligen Jugendstildenkmals besuchen, sowie für die Bad Nauheimer Bürgerinnen und Bürger, die dieses
einzigartige Juwel immer wieder genießen wollen. Auch wenn dies wegen der im Rahmen der Revitalisierung des Sprudelhofs notwendigen Baumaßnahmen in den nächsten Jahren nur eingeschränkt möglich sein wird.
Markus Theis, Partei-und Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Bad Nauheim: „Es gibt keine Notwendigkeit, keinen erkennbaren Sinn und Mehrwert und kein Geld für dieses überflüssige Projekt.“ Die Freien Wähler lassen sich durch die Ablehnung ihres Antrags auf Aufhebung des Beschlusses zur Einrichtung eines Kulturzentrums im Badehaus 3 durch die uneinsichtige Mehrheit im Stadtparlament nicht entmutigen. Wir werden weiterhin engagiert für ein attraktives Jugendstilzentrum mit passender Gastronomie im Badehaus 3 und für den weiteren Ausbau der Trinkkuranlage als Kulturzentrum werben und eintreten.